Die römisch-katholische Religion mit ihrer langen Tradition ist im Norden Italiens vorherrschend. SMG-MitarbeiterInnen Caterina und Pierino Zingg sind nicht zu beneiden. Seit mehr als einem Jahrzehnt in der Provinz Trentino wohnhaft, versuchen sie als Botschafter des Evangeliums die Gräben zwischen den Konfessionen zu überwinden. Dass ein Todesfall ihnen dabei hilft, überrascht auch sie.
Als Caterina und Pierino nach Rovereto kamen, waren nur etwa 20 Gläubige da, die evangelische Gemeinden im Umkreis besuchten. Von diesen war nur eine Person ein einheimischer Trentiner, die anderen waren Süditaliener oder Ausländer. Gemäss einer gewagten Schätzung der Evangelischen Allianz Italien sind zwei Drittel der evangelischen Gläubigen in Italien Ausländer. In der Provinz Trentino scheint es so zu sein, dass der einheimische Drittel vor allem aus Süditalienern besteht. Unerreicht bleiben indes die Norditaliener.
MIT MENSCHEN UNTERWEGS SEIN
Dieser herausfordernden Situation muss im missionalen Vorgehen Rechnung getragen werden. Caterina und Pierino wollen nicht offensiv und öffentlich evangelisieren, stattdessen mischen sie sich unters Volk. Sie bezeugen im persönlichen Kontakt die erlösende Botschaft von Jesus Christus. Dazu haben sie sich dem lokalen ökumenischen Kirchenrat sowie Vereinen angeschlossen: dem Chor der städtischen Musikschule, einer Zivilschutzeinheit des Alpini-Vereins und dem offiziellen Schweizer-Verein. So wurden sie Teil dieser Gesellschaft, lernten ihre Kultur kennen und bauten wertvolle Freundschaften und Kontakte auf. Bewusst haben sie vorerst auf feste Gemeindestrukturen im Sinne eines Lokals oder Programms verzichtet. Sie sind einfach mit den Menschen unterwegs. Dabei schenkt Gott ihnen viele Möglichkeiten, von Jesus zu erzählen.
PREDIGTEN IM LOKALFERNSEHEN
Nach vielen Jahren des Säens, des Bekanntmachens und Vorlebens hoffen Zinggs nun auf Jahre des Erntens und des Zusammenführens. Sie öffnen darum ihre Arbeit, um eine breitere Masse mit dem Evangelium zu erreichen. So gaben sie ihrer Arbeit mit «Amici di Gesù» (Freunde von Jesus) einen Namen und bieten nun Gottesdienste in ihrer geräumigen Wohnung an. Sie verteilen evangelistische Kalender und verbreiten über einen christlichen TV-Sender und mit Hilfe der sozialen Medien italienweit die gute Botschaft. Dank der Zusammenarbeit mit dem lokalen Kirchenrat wurden Predigten auch schon live im Lokalfernsehen ausgestrahlt.
DER WESENTLICHE UNTERSCHIED
«Was ist denn der Unterschied zwischen eurem Glauben und der katholischen Kirche?» Diese Frage hören Zinggs besonders gerne. Zum Beispiel von Maria-Grazia und Marco bei einem Ausflug des Schweizer Clubs. Dann kön-
nen Caterina und Pierino über Jesus Christus als den alleinigen Weg zu Gott erzählen. Im Unterschied zum Katholizismus braucht es, um sein Heil zu erlangen, weder menschliche Mithilfe noch Heiligenkult. Als Nachfolger von Jesus Christus dürfen wir Heilsgewissheit haben. Dieser wesentliche Unterschied bringt die Menschen oftmals zum Nachdenken.
MIT ABLEHNUNG KONFRONTIERT
Viele Norditaliener haben wenig Gelegenheit, überhaupt von diesem Unterschied zu erfahren. Und wer sich mit dem Evangelium auseinandersetzt, erfährt oftmals Widerstand. Die römisch-katholische Tradition ist derart stark verwurzelt in der Gesellschaft, dass es viel Mut braucht, sich öffentlich zum Evangelium zu bekennen. Meist fängt die Ablehnung in der Familie an, die in Italien einen hohen Stellenwert geniesst. So machen Caterina und Pierino immer wieder die Erfahrung, dass interessierte Personen und Gruppierungen gehemmt sind, das Evangelium anzunehmen und auszuleben.
EINE ETWAS ANDERE BEERDIGUNG
Anders war es bei Barbara. Caterina und Pierino erleben über viele Jahre, wie die ältere Dame sich Jesus zuwendet und in ihm ihren persönlichen Heiland kennenlernt. Als Barbara stirbt, ist es ihr Wunsch, dass Zinggs die Beerdigung durchführen. Caterina und Pierino fühlen sich geehrt, haben im Vorfeld aber auch grossen Respekt vor dieser Aufgabe, weil sich römisch-katholische Trauergesellschaften andere Zeremonien gewöhnt sind. Doch die Reaktionen auf die Beerdigung fallen ausschliesslich positiv aus: «So habe ich das noch nie erlebt, es war viel schöner als sonst» und «vielen Dank, es war so tiefgründig und ermutigend».
Seither dürfen Caterina und Pierino einige Angehörige von Barbara begleiten, die sich für den Glauben an Jesus Christus interessieren. So eröffnen sich immer wieder neue Gelegenheiten, um den Trentinern das Evangelium weiterzugeben. Zinggs sind immer wieder bereit, jede Gelegenheit zu nutzen – und dies mit beeindruckender Ausdauer und Begeisterung seit mehr als 10 Jahren.