Was für hilfsbereite, warmherzige, liebe Menschen sind doch die Brasilianer! In diesem riesigen Land (rund 213 Mio. Einwohner) müsste es weder Hunger noch Armut geben. Die immense geografische Weite, die natürlichen Reichtümer und die ethnische Vielfalt bringen das Land ins Rampenlicht... Brasilien wird jedoch auch immer wieder mit Wirtschaftskrisen und Korruption im grossen Stil in Verbindung gebracht. Seit 25 Jahren kämpft «ABBA» (Assosiação Brasileira Beneficente Aslan) gegen Ungerechtigkeit und hilft sozial gefährdeten Kindern und Familien in Risikosituationen.
Berufung miteinander leben
Als kleiner Junge wusste ich (Mike) bereits, dass ich mal den armen Kindern auf dieser Welt helfen wollte. Nach vielen Jahren in der Jugendarbeit, mit Hilfsprojekt-Kurzeinsätzen und der Heirat mit Heidi, wurde die kindliche Vorstellung wahr: Im Jahr 2000 reisten wir gemeinsam nach São Paulo, Brasilien, wo wir uns seither mit ABBA für mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen. So konnten wir das Kinderhaus «Casa Elohim» aufbauen und während 10 Jahren leiten. Heute ist Mike für die Lehrschreinerei «Sólido» zuständig. Das «Glühwürmchen-Projekt» («Vagalumes») packen wir als ganze Familie an, was uns grosse Freude bereitet. Gott schenkte uns in diesen 18 Jahren 4 leibliche Kinder, viele «Herzenskinder» und eine grosse Liebe für die Menschen. Das Motto von ABBA ist seit 25 Jahren: «Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.» (Psalm 68:6)
In Brasilien gibt es über 53 Millionen Kinder und Teenager (von 0 – 17 Jahren). Das sind 22% der ganzen brasilianischen Bevölkerung! Davon leben 7 Millionen in extremer Armut. 60% davon sind im Norden/Nordosten Brasiliens ansässig. Dies erzeugt unzählige Risikosituationen und sozial gefährdete Kinder und Jugendliche. Ausserdem gibt es mehr als 2 Millionen Kinder und Teenager, die täglich Hunger leiden. Monatlich erreichen wir hier in São Paulo rund 750 Kinder und Jugendliche – eine kleine Zahl angesichts der notvollen Realität in diesem riesigen Land. Deswegen streben wir die Erweiterung von ABBA-Projekten in den Nordosten an. ABBA ist eine christliche Gemeinschaft, die lokale Gemeinden verbindet, um bei der Rettung und Reintegration von Kindern und Jugendlichen in Risikosituationen mitzuwirken. Unser Ziel ist es, jedes Kind in seine biologische Familie oder in ein anderes (christliches) Zuhause zu bringen.
Mit 9 verschiedenen Teilprojekten von ABBA arbeiten wir direkt «auf der Strasse»: Im Bereich Prävention, im Kinderhaus und in der Ausbildung mittels der Lehrschreinerei «Sólido». Möglichst ohne Verzug möchten wir auch den «Vergessenen» im Nordosten körperliche und geistige Nahrung bringen. Célio, der Hauptleiter von ABBA, zwei unserer Missionare und ich (Heidi) unternahmen im Mai eine Reise in den Staat Piauí, um zu rekognoszieren und Missionare zu besuchen, die bereit sind, dort ein Haus für Kinder zu leiten. Sie benötigen die Unterstützung durch ABBA, als vom «Stadtrat für die Rechte von Kindern und Jugendlichen» anerkannter Organisation. Aber auch technisch, finanziell und ganz praktisch brauchen sie Hilfe.
Als Familie sind wir gut eingebunden in unserer lokalen Gemeinde, wo wir im Projekt «Vagalumes» (Glühwürmchen) das Licht Christi in Form der Frohen Botschaft zu randständigen Kindern bringen. Immer am letzten Wochenende des Monats bauen wir an 4 verschiedenen Orten unsere Zelte auf, um eine mobile, kreative «Sonntagschule» zu halten. Dort können die Kinder aus ihrem oft so traurigen Alltag ausbrechen und bei Spiel, Spass, biblischen Geschichten und vertiefenden Objektlektionen das Wort Gottes hören. Zudem können jeden Samstag rund 48 Kinder und Teenager gratis diverse Kurse (Informatik, Musik, Kunst, Berufsvorbereitung und Judo) besuchen, die von vielen freiwilligen Helfern unserer lokalen Gemeinde unterrichtet werden. Ein reichhaltiges Mittagessen gehört jeweils auch dazu. Wir freuen uns über die sichtbare Frucht, welche diese wertvolle Arbeit hervorbringt.
«Sólido Móveis» ist ein Projekt von ABBA: eine soziale, aber auch absolut professionelle Holzwerkstatt, die seit fast 5 Jahren hochwertige Möbel herstellt. Sie bietet jungen Menschen die Möglichkeit, in den Arbeitsmarkt einzutreten, einen Beruf zu erlernen und somit die Perspektive für eine bessere Zukunft zu gewinnen. Die Produktion läuft wegen der allgemeinen Wirtschaftskrise etwas harzig. Die stetig steigenden Fixkosten, Geldentwertung und Gier des Vermieters brachten mich (Mike) dazu, einen Umzug der Schreinerei auf ein Grundstück von ABBA in Betracht zu ziehen. Die Notwendigkeit, frei von hohen Mietzinsen zu sein, strebe ich mit dem Projekt «100-er Club» an: Spender schenken Sólido monatlich 100 Franken und tragen dazu bei, dass wir in einem Zeitraum von 4 Jahren eine eigene Halle bauen können! Helft uns mit, dieses Ziel zu erreichen, damit wir noch viele Jugendliche schulen und begleiten können. (Webseite: http://web-look.ch/100solido/)
Link zum Video: https://vimeo.com/291050497
«100-er Club» für Sólido...
Ich erinnere mich an ein bekanntes Zitat über Mission: «Mission geschieht mit den Füssen derer, die gehen. Mit den Knien derer, die beten und mit den Händen derer, die geben». So sind wir alle aufgefordert, in unserer Berufung zu leben... Wir sehen es als Privileg, im Vollzeitdienst zu stehen, auch wenn die vielen Herausforderungen manchmal schwerer zu sein scheinen, als wir zu tragen vermögen. Aber: «Wir bilden uns nicht ein, diesen Auftrag aus eigener Kraft erfüllen zu können; nein, Gott hat uns dazu fähig gemacht.» (2. Kor. 3:5)
Mike und Heidi Volkart, Brasilien