Ein bekanntes Sprichwort besagt: «Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt. Lehre ihn das Fischen, und er wird nie wieder hungern». Aber auch diese Weisheit hat einen Haken. Denn unter der indigenen Volksgruppe der Ngäbe in Panama scheitern Entwicklungsprogramme regelmässig, selbst gute Schulungsbemühungen zeigen wenig Resultate. Ein Fass ohne Boden, wo aber ein ganzheitliches christliches Engagement Hoffnung und nachhaltige Veränderung bewirken kann.
Ich sitze mit anderen unter dem kleinen Vordach einer Hütte, um an einer Schulung teilzunehmen. Chicho, ein Freund aus dem Dorf, hat mich dazu eingeladen. Er berät mich immer wieder in landwirtschaftlichen Fragen und wusste, dass mich das Thema «Biologische Spritzmittel» interessieren würde. Dank dem langen Lockdown in Panama ergab sich die Gelegenheit, eine kleine Farm einzurichten und im Stil von Paulus «den Kleinbauern hier ein Kleinbauer zu werden» (vgl. 1. Korinther 9:20-22). Seither gehören ein Hund, Hühner und viele Pflanzen zu unserem Inventar.
DER EINZIGE, DER ETWAS UMSETZT
Als ich einige Zeit später Chicho treffe und ihn frage, ob er sich auch schon so ein Spritzmittel gebraut habe, verneint er. Offensichtlich hatte er gar nicht vor, das Gelernte anzuwenden. Auch bei den anderen, bei denen ich nachhake, ist es so. Mir dämmert nun, dass ich wahrscheinlich der Einzige bin, der etwas aus dem gelernten Wissen gemacht hat. Warum gehen die Leute dann an solche Schulungen? Nur wegen dem Gratisessen, oder weil sie sonst etwas erhalten? Leider ist dies kein Einzelfall. So besuchen die Leute zwar gerne Ausbildungsprogramme, aber das Gelernte wird oft nicht umgesetzt.
WESHALB PROGRAMME SCHEITERN
Wir sind überzeugt, dass die Weitergabe rein materieller Hilfe wenig bringt, da dies meist nur ungesunde Abhängigkeiten schafft. Schulungsprogramme wären da schon viel besser. Man sagt ja, dass man den Armen eine Fischerrute geben soll, anstatt Fische zu verteilen. Aber offensichtlich hat auch diese Weisheit einen Haken: Zumindest bei uns scheint es wenig Wirkung zu zeigen, wenn man den Einheimischen das Fischen oder sonst etwas beibringen möchte. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Bildlich gesprochen benötigen die Ngäbe tatsächlich keine westlichen Fischerruten, da sie ganz gut auf ihre eigene Weise zu fischen wüssten. Auf ihre Art geht es vielleicht etwas anders und langsamer, aber Zeit haben sie ja. Ihr Problem ist nicht das fehlende Material oder Knowhow, sondern es liegt in einer komplexen Sammlung verschiedenster Faktoren, die sie in Hoffnungslosigkeit und Armut gefangen halten. So leben sie z.B. in einem kolonial geprägten System der Ausbeutung und Diskriminierung. Dazu kommen nebst vielem anderen auch hinderliche Elemente ihrer eigenen Kultur und Denkweise wie zum Beispiel der ausgeprägte Individualismus oder bestimmte Traditionen.
NACHHALTIGE ENTWICKLUNGSHILFE STARTET MIT EINER NEUEN DENKWEISE
Fazit: Reine Wissensvermittlung bewirkt wenig, ähnlich wie materielle Hilfe. Was es braucht, sind begleitende Prozesse, die am Denken der Menschen ansetzen und Hoffnung schenken, dass Veränderung möglich ist. Gottes Wort bietet dazu eine geniale Grundlage. Daher ermutigen wir zuerst die Gemeinden, sich für eine tiefgreifende Transformation einzusetzen, sowohl auf persönlicher (Jüngerschaft) wie auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Zusätzlich soll ein flächendeckendes Netz von Selbsthilfegruppen entstehen, in denen Menschen in Veränderungsprozessen begleitet werden. Ein Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung ist dabei für uns, dass wir die Arbeit von Anfang an mit Einheimischen zusammen gestalten. Gemeinsam mit ihnen möchten wir uns dafür einsetzen, die gute Nachricht in Wort und Tat zu den Ärmsten Panamas zu bringen.
Link: ww.prongobe.org